Abschluss der ersten Wetterauer „klimafit“-Kursreihe

Mehrere Personen vor einer großen Heizungsanlage.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Besuch beim Energiedorf Ortenberg-Bergheim.

In den vergangenen Wochen fand an der Volkshochschule (vhs) Wetterau in Friedberg erstmalig ein eigens für den Wetteraukreis gestalteter „klimafit“-Kurs statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernten an vier Kursabenden die wichtigsten Ursachen und Folgen des menschengemachten Klimawandels kennen, beschäftigten sich intensiv mit dem Klimaschutz im Wetteraukreis und diskutierten ihre Möglichkeiten, selbst einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Inspiriert durch das bundesweite Kursangebot „klimafit“ von WWF Deutschland und der Helmholtz-Klimainitiative REKLIM (Regionale Klimaänderungen), wurde dieser Kurs von der vhs wetterau und dem Wetteraukreis, unterstützt durch die Stadt Bad Nauheim, von Grund auf neu konzipiert und angeboten. Noch stärker als bei der bundesweiten „klimafit“-Kursreihe wurden während vier Kursabenden und einer Exkursion regionale Klimaschutzinitiativen, Klimaschutzakteure und individuelle Möglichkeiten, sich selbst für den Schutz des Klimas einzusetzen, in den Vordergrund gestellt.

Christian Friedrich, Umweltwissenschaftler und Geschäftsführer des Eulenhauses in Butzbach, leitete und moderierte den Kurs. Er vermittelte nicht nur wissenschaftlich fundiertes Wissen zur menschengemachten Erderwärmung, sondern veranschaulichte den Teilnehmenden auch, dass Natur und Umwelt – bereits jetzt und vor der eigenen Haustür – durch die Auswirkungen des Klimawandels gefährdet sind.

Die Klimaschutzmanagerin der Stadt Bad Nauheim, Anea Lang, und Susanne Feiler, Klimaschutzkoordinatorin des Wetteraukreises, boten Einblicke in die Tätigkeitsfelder kommunalen Klimaschutzes. Sowohl Städte und Gemeinden als auch Landkreise nehmen beim Klimaschutz eine Schlüsselrolle ein, indem sie den teils abstrakten Klimaschutzzielen der EU und Deutschlands vor Ort mit konkreten Maßnahmen und Aktivitäten Leben einhauchen. Sie leisten so einen wesentlichen Beitrag, die auf nationaler Ebene beschlossene Klimaneutralität bis spätestens 2045 zu verwirklichen.

Raum für Austausch und Diskussion

Thorsten Barth von der Solarinitiative Wetterau, der am dritten Kursabend zu Gast war, hielt im Rahmen seines Vortrags ein leidenschaftliches Plädoyer für Erneuerbare Energien. Nur durch die vermehrte Nutzung regenerativer Energien könne Deutschland seine Abhängigkeit von teuren fossilen Energieträgern sowie deren Lieferanten reduzieren und komme gleichzeitig dem Ziel der Klimaneutralität schrittweise näher. Die Solarinitiative Wetterau hat sich dem Ziel verschrieben, Wetterauer Bürgerinnen und Bürger für die Nutzung regenerativer Energien zu begeistern und mit Beratung dafür zu sorgen, dass mehr und mehr Haushalte die Energiequelle Sonne für sich nutzen. 

Das Kurskonzept sah allerdings nicht nur Vorträge vor, sondern bot auch viel Raum für Austausch und Diskussionen untereinander. Unter anderem stellten sich die Teilnehmenden gegenseitig Initiativen und Akteure vor, die im Wetteraukreis für mehr Nachhaltigkeit, Klima- und Naturschutz arbeiten. Zahl und Vielfalt der genannten Beispiele – von Vereinen für Solidarische Landwirtschaft über Förderer Erneuerbarer Energien bis hin zu Akteuren im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung – zeigten, dass im Wetteraukreis bereits einiges im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit geschieht und es nicht an Möglichkeiten fehlt, sich selbst tatkräftig einzubringen.

Vorreiter in Sachen klimafreundliche Wärmeversorgung

Ein Highlight der Herbstauflage des Kurses stellte die Exkursion ins Energiedorf Bergheim dar. Der Stadtteil von Ortenberg gilt in der Region als Vorreiter in Sachen klimafreundlicher Wärmeversorgung. Hartmut Langlitz, Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft, die das Projekt vor über zehn Jahren ins Leben rief und seither mit viel Ausdauer und gemeinsamer Arbeit stetig weiterentwickelt, bot einen spannenden Einblick in das Herzstück des Energiedorfes: ein Holzhackschnitzelheizwerk mit daran angeschlossenem Nahwärmenetz, welches große Teile Bergheims mit Wärme versorgt. Regional verfügbare und kostengünstige Holzhackschnitzel werden verfeuert, um Wasser zu erhitzen, das im Anschluss in das Nahwärmenetz des Dorfes eingespeist wird. Dabei wird nur so viel CO2 frei, wie zuvor im Holz gebunden wurde und von jungen Bäumen während ihres Wachstums erneut gespeichert wird. Eine neu errichtete Solarthermieanlage leistet vor allem im Sommer zusätzlich einen Beitrag dazu, den Warmwasserbedarf der Haushalte zu decken.

Mittlerweile werden über 170 Haushalte über dieses System direkt mit Heißwasser für Heizung und Warmwasserbedarf versorgt – eine eigene Heizungsanlage brauchen die an das Wärmenetz angeschlossenen Häuser nicht mehr. Fossile Brennstoffe werden nur dann benötigt, wenn die Außentemperatur sehr niedrig ist, oder wenn der Holzhackschnitzelkessel eine Reparatur oder Wartung benötigen sollte. Potenzielle Nachahmer konnte das Energiedorf bereits begeistern und macht neugierig darauf, wie andere Kommunen ihre Wärmeversorgung in Zukunft klimaneutral sicherstellen werden.

Nächster Kurs startet im April

Interessierte können auch in diesem Jahr „klimafit“ werden, denn im April 2024 startet im Wetteraukreis die neue „klimafit“-Kursreihe – dann wieder nach dem bundesweiten Konzept von WWF und REKLIM. Der Kurs ist bereits online auf der Kurs-Seite der VHS Wetterau buchbar. Anmeldungen online, per Telefon unter (06031) 83-6000 oder per E-Mail.

Veröffentlicht am: 08. Januar 2024